Wenn die Wurzel des Namens in einer Wurzel steckt.
Beim Wegwerfen einer unbrauchbar gewordenen Wurzelbürste habe ich noch ein wenig über dieses Wort nachgegrübelt. Wurrrzelbürste. Klingt so schön rubbelig und borstig. So gründlich und unnachgiebig.
Der Name hat doch sicher mit der Verwendung zu tun?! Wurde die Wurzelbürste zum Putzen von Wurzelgemüse wie Karotten und Sellerie erdacht? Wikipedia nickt. Und gibt darüber hinaus noch preis, dass die Borsten ursprünglich aus den Wurzeln der Gemeinen Quecke bestanden. Wunderbar! Hier steckt die Wurzel des Namens in der Wurzel.
Quecke – der Name ist Programm
Schauen wir genauer hin: Die Gemeine Quecke (Elymus repens) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Quecken (Elymus) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Der sogenannte Trivialname „Quecke“ hat sich aus queck, quick = zählebig gebildet.
Und damit sind wir schon bei der charakteristischen Eigenschaft dieses Grases. Es nervt in Feld und Garten weil es – einmal in die Erde eingetragen – zäh seinen Platz verteidigt und schwer loszuwerden ist.
Der Wurzelstock der Gemeinen Quecke bildet weitreichende unterirdische Ausläufer aus. Hackt jemand mit der Hacke oder Egge die Wurzeln durch, trägt dies nur zur Verbreitung der Gemeinen Quecke bei, da sie schon aus Wurzel-Teilstücken von nur 2 cm neu austreiben kann. Erst bilden sich neue oberirdische Sprosse und ab dem 4-Blatt-Stadium wiederum unterirdische Ausläufer. So weit; so gemein.
Die Gemeine Quecke blüht von Juni bis August mit zweireihigen Ähren, die sehr an Getreide erinnern. Die Ährchen, also der Blütenstand hinter den Spelzen, haben Grannen, die wie Kletten an vorbeikommenden Tieren oder auch an Hosenbeinen haften und so für eine weitere Verbreitung des ungeliebten Eindringlings sorgen. Die Samen bleiben im flachen Boden bis zu 10 Jahre lebensfähig, in tiefer gelegenen Erdschichten verkürzt sich die Überlebensdauer auf 5 Jahre, was immer noch gemein lang ist.
Landen die Samen zusammen mit Getreide im Futter von Wiederkäuern und Pferden, überstehen sie die Verdauung durch diese Tiere mühelos und landen im Dung wieder auf dem Acker. Nur das Schwein ist auch gemein und zerstört die Samen der gemeinen Quecke in seinem Verdauungstrakt.
Gemein, aber heilsam – die Quecke kann auch freundlich
Die Wurzeln der Gemeinen Quecke, an deren Zähigkeit und Festigkeit ich nun nicht mehr zweifle, versuchen, sich durch Wirksamkeit in Heilmitteln ein besseres Image zu verschaffen.
In den Wurzeln stecken langkettige Zuckerstoffe, Schleime und Zuckeralkohole. In geringen Mengen sind auch ätherisches Öl und Kieselsäure enthalten.
Zubereitungen aus Queckenwurzeln verfüge über eine leicht harntreibende Wirkung. Das heißt, sie erhöhen die Wasserausscheidung über die Nieren. Haben sich in den Harnwegen Keime angesammelt, können diese dadurch vermehrt ausgespült werden. Als Heilpflanze kann die Quecke – etwa bei ersten Anzeichen einer Blasenentzündung – helfen.
Diese Heilwirkung mag vorhanden und dem Image der Gemeinen Quecke förderlich sein – mir liegt die Nutzung per Wurzelbürste näher.
Mit Kraft durch den angestauten Ärger über dieses lästige Gewächs im Garten schrubbe ich meine Gartenschuhe, aber auch Karotten und Rote Bete mit dem ollen Borstending.
Apothekenumschau 22.12.2016
https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/heilpflanzen/gemeine-quecke-733347.html