Befragen wir zunächst den Duden „Band 11 / Redewendungen“ zur Redensart „Durch die Lappen gegangen“:
„Die Wendung stammt aus dem Jagdwesen. Bei der Treibjagd spannte man Schnüre mit bunten Stofffetzen, um dem Wild bestimmte Fluchtrichtungen zu versperren. Tiere, die trotzdem entkamen, waren „durch die Lappen gegangen“.
Der frühere Bezug zur Redensart „Durch die Lappen gegangen“
Die „Lappjagd“ ist ein fester Begriff in der Jägersprache und beschreibt diese als eine Treib- oder Drückjagd, bei der das Jagdgebiet mit an Leinen aufgehängten Stoffen eingefriedet wird, um flüchtende Tiere in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Bei großen, höfischen Jagdgesellschaften war es teilweise üblich, die dabei verwendeten Stoffe mit dem Wappen des jeweiligen Jagdherren zu versehen.
In alten Gemälden mit Darstellungen von Jagdszenen des Adels kann man mit etwas Glück solche Stofflappen „mit Branding“ erspähen.
Neben der eigentlichen Jagd und der Jagd als Zeitvertreib für den Adel, wurde die Lappjagd früher zur gezielten Ausrottung von Wölfen eingesetzt. Die im Wald aufgehängten Lappen dienten dazu, die Wölfe in Fangnetze zu treiben. Sämtliche auf diese Weise gefangenen Wölfe wurden grausam erschlagen.
Der aktuelle Bezug zur Redewendung „Durch die Lappen gegangen“
Heute finden sich im Internet Fotos von Lappjagden, die überwiegend in Russland zum Fangen von Wölfen für Forschungszwecke oder Umsiedlungen stattfinden. Fernab von Siedlungen soll den Wolfpopulationen durch diese Maßnahme ein neuer Lebensraum zugewiesen werden.
Die Redensart „Durch die Lappen gegangen“ ist heute jedem geläufig, es entsteht sogar recht schnell ein Bild vor Augen. Die Lappjagd hingegen ist den meisten von uns nicht bekannt.
In diesem Video vom Wolfscenter Dörveden wird ein Seil mit Lappen gezeigt und die Lappjagd erklärt.
https://www.youtube.com/watch?v=MDM-wdd0USI
